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WEF-Studie: Millennials machen sich am meisten Sorgen um Soziale Ungleichheit

Studie zeigt auch: Industrie findet bei Millenials nicht statt und das Vertrauen in Institutionen ist gering.

Vom WEF gibt es eine neue Studie zu den Millennials. Repräsentativ ist die Befragung der rund 1.000 ausgefüllten Fragebogen nicht. Die Befragten verteilen sich auf 125 Länder und kommen überwiegend aus Lateinamerika (240 von 1.014 Befragte). Und mit über 60% wurden überfrequent Männer befragt. Über das Alter erfahren wir nur den Mittelwert von 28.

Die Befragten gehören außerdem zur „ Global Shapers Community des WEF: „Shapers are selected on the basis of their exceptional achievements, leadership potential, and commitment to making a difference.“ Es ist also davon auszugehen, dass wir es mit besonders engagierten und vergleichsweise privilegierten jungen Menschen zu tun haben.

Umso bemerkenswerter ist, welche Themen den jungen Befragten am meisten Sorgen machen: an der Spitze steht dabei die soziale Ungleichheit – in der eigenen Stadt halten das Thema 43% für das wichtigste und mit dem Blick auf die Welt sogar 56%. In der eigenen Stadt stehen an zweiter Stelle Jugendarbeitslosigkeit (31%) und intransparentes Regierungshandeln (26%). Bei den globalen Problemen folgen auf die soziale Ungleichheit der Klimawandel (42%) und der Zugang zu Bildung (33%).

Bei der Frage, welche Sektoren zur Wirtschaft in der eigenen Stadt besonders beitragen und welche sich besonders an die Millennials anpassen müssten, werden IT, Regierung, Tourismus, Bildung und Landwirtschaft genannt. Industrie findet anscheinend nicht statt. Es fällt zumindest auf, denn das „Industrial Internet“ oder das Internet of Things ist eine weltweite Diskussion – und Deutschland als Ursprung des Industrie 4.0-Diskurses sehen die Befragten als eine der drei weltweiten Top-Locations für ihre beruflichen Ziele. Industrie hat also immer noch ein Image-Problem.

Image-Probleme haben auch die Institutionen. Am meisten misstraut wird der Regierung: 50% stimmen der Aussage nicht zu, der Regierung ihres Landes zu trauen „to be honest and fair“. Ähnlich hohe Misstrauenswerte erhalten die lokale Politik (47%) und die Medien (46%). Leider werden nur die Extremwerte für Zustimmung und Ablehnung genannt. Denn für internationale Konzerne gibt es 17% Zustimmung und 14% Ablehnung – dazwischen liegt also einiges mehr, das wir in der Ergebnisdarstellung aber nicht erfahren. Die höchsten Vertrauenswerte erhält mit 68% der eigene Arbeitgeber und gleichzeitig findet sich hier mit 2% die mit Abstand kleinste Misstrauensaussage.

Auf den ersten Blick könnte man daraus den Schluss ziehen: die junge Generation hat das Vertrauen in Politik und öffentliche Hand verloren und vertrauen vor allem den Unternehmen. Mal abgesehen von der undifferenzierten Ergebnisdarstellung und der nicht repräsentativen Befragung muss man dazu aber auch kritisch anmerken: Wenn der größte Teil der Befragten aus Lateinamerika stammt und dort in einigen Ländern wie Mexiko die Enge zwischen organisiertem Verbrechen und Regierung ein offenes Geheimnis ist, mag dies eine Erklärung zu diesem Ergebnis sein.

Überall fragen sich auch Unternehmen in Deutschland ja zunehmend, wie die Millennials so sind und was sie brauchen. Das wäre sicher ohne den demografischen Wandel nicht so ein Thema. Aus dieser Studie lernt man über die junge Generation – erst recht die in Deutschland – aber wieder mal wenig. Und wie so oft kann man das Forschungsdesign und die Ergebnisdarstellung – abgesehen von den netten Grafiken – Studierenden als methodisches No-go präsentieren. Schade, wäre ja schön gewesen, wenn die Ressourcen des WEF oder der Sponsoren der Global Shapers (etwa Coca Cola®) für eine global repräsentative Studie verwendet worden wären, über die man belastbare Ergebnisse über die jungen Menschen unserer Welt erfahren hätte.

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